28. oktober 2010 - 29. juli 2011

Donnerstag, 28. Juli 2011

lernen-sehen-leben

in wirklichkeit wollte ich ganz verwegen auf dem balkon in cumbayá einige ehrliche abschließende worte über meine zeit in ecuador festhalten doch es gab wichtigeres zu tun in diesen letzten wochen. somit sitze ich in diesen momenten schon in houston texas und vermisse die ecuadorianische mentalität jetzt nachdem ich mich mit unfreundlichen und verklemmten menschen herumschlagen musste. houston ist nicht der schönste ort, um sechs stunden hier zu verbringen. die hauptsache allerdings ist sicherlich die tatsache überhaupt hier zu sein, nachdem ich erst zwei tage später als geplant aus ecuador ausgereist bin. so schnell kann eine verwechslung, ein technischer fehler so viele konsequenzen mit sich ziehen. dennoch schaltete sich zwangsoptimismus ein und ich war sicher, dass alles klappen wird. das hat es ja schlussendlich auch und so schaue ich auf amerikanische wolken obwohl ich ecuadorianische präferieren würde. als ich am achtundzwanzigsten oktober zweitausendzehn in quito gelandet bin, hätte ich mir nie vorstellen können was mir dieses land eines tages einmal bedeuten könnte. ich erinnere mich gut wie ich am anfang schlecht schlief aber mich dennoch augenblicklich wohlfühlte in dieser stadt, in der wohnung, mit den menschen, den schülern und dem wetter. ich erinnere mich an so vieles aber einiges werde ich auch vergessen haben sofern ich es nicht fixiert habe. ich erinnere mich an ausflüge, urlaube, lange arbeitstage, sonne, regen, müde und aufgeweckte schüler, euphorie, lethargie, ganz viel lachen, leichtigkeit, geistesblitze, spontanität, schöne und erschreckende bilder, gute und böse menschen, glück, traurigkeit, offenheit, güte, wärme, freiheit, musik, hilfe, zugehörigkeit, sehnsucht, suchen und finden, lernen, dabei sein, ein entscheidender zufall, wahrnehmen, bewusstsein und gefühlte zweitausend andere überlebenswichtige gefühle, die ich nicht ausdrücken kann, die aber allerdings für mich zu ecuador gehören. in wirklichkeit repräsentiert ecuador für mich sowohl beruflich als auch persönlich eine zeit meines lebens, die mich prägte, mich voranbrachte, mich schulte, stärkte, reifen ließ und mich schließlich glücklich machte. ecuador bedeutet ganz viel glück und unbeschwertheit. außerdem gibt es immer wieder etwas neues zu entdecken, beinahe jeden tag ist es möglich eine weitere beeindruckende seite eines so vielfältigen landes kennenzulernen. meine highlights waren und sind: bus fahren, weil man herrlich denken, träumen oder in irgendetwas schwelgen kann und zudem ganz viel interessantes sieht; die menschen, weil sie respektvoll, glücklich und verschmitzt sind; das land, weil es sommer, herbst und winter an einem tag gibt; typisches essen; bunte sachen kaufen und sehen; spanisch lernen, sprechen und verstehen; der pazifik, die küste, batidos, sand, albatrosse; die ecuadorianische kultur und noch vieles mehr. entscheidend ist, dass neun monate ecuador für mein leben einen absolut hohen wert haben und jenes mit unzähligen, guten und rein positiven erfahrungen bereichert haben. dafür bin ich dankbar und würde immer wieder in dieses flugzeug steigen wenn ich noch einmal die wahl hätte. ich bereue nichts!

wieder-vertraut-rotierend

mein nun tatsächlich letzter küstenurlaub liegt zwei wochen zurück und die bräune ist schon wieder auf dem rückzug. es war mir ein anliegen canoa noch einmal wieder zu sehn, viel zu besonders war damals der weihnachtsurlaub und schließlich habe ich dort das erste mal in meinem leben kontakt mit dem pazifik gehabt, was nicht nur ich nie vergessen werde. also wie immer busterminal quitumbe- nachtbus- abfahrt spät. die fahrt war wie immer, erst kalt, dann heiß, zwischendurch laut und ab und zu totenstill. nach beten und hoffen war mir auch hier wieder zu mute, denn den nebel in verbindung mit den engen straßen und der geschwindigkeit des buses wirkte unentspannend auf mich aber busfahren hat in ecuador ja immer etwas mit glück zu tun. am frühen morgen, vor sonnenaufgang stiegen wir müde aus dem bus auf vertraute küstenstraßen. wir waren in einem kleinen ort nahe pedernales gelandet und warteten, warteten, warteten...bis es hell wurde, bis die straßenverkäufer ihre stände aufbauten und das öl für die empanadas erhitzten. die straßen füllten sich und schließlich konnten wir auf einen chivabus aufspringen, der uns directamente nach canoa bringen konnte. die holzbänke knarrten und schrieen unter überlastung und der wind peitschte allen fahrgästen heftig ins gesicht. ich schätze wir fuhren circa eine stunde mit dem bus und erreichten schließlich das schöne canoa. es hat sich in der tat weniger verändert als ich annahm aber es hat immer noch denselben charme von damals. canoa hat charakter! es ist ruhig ohne unspannend zu wirken, es ist auf eine natürliche art wunderschön, unkünstlich, bescheiden und authentisch. nach der ankunft suchten wir uns ein viel zu teueres aber dafür mit balkon ausgestattetes hostel mit meerblick und genossen das wissen an der küste zu sei, mehr braucht man manchmal nicht. relativ schnell fanden wir den weg zum strand, nur über die straße und verbrachten, unter einbeziehung eines schüchternen mittagsschlafes, den restlichen tag dort mit sand und sonnenöl auf den handtüchern. mum mittagessen gab es, für mich obligatorischen, arroz con camarones wie es sich gehört für strandurlaub und plötzlich ging die sonne langsam unter und wir machten uns bereit für einen freitag abend an der strandbar. dieser wurde durch cocktails, strandmusik und zwei schaukeln als sitzmöglichkeit zu einigen stunden in denen man schnell vergisst, wie irgendetwas jemals schwierig und nicht mit leichtigkeit verbunden sein kann. in der nacht schlief ich hervorragend, was vermutlich am sanften einschaflied des meeres lag. überhaupt war das meer vor der tür wieder ein ganz intensiver glücksbegleiter dieser tage. die hängematte wurde zur absoluten, besten freundin, ob am tag oder in der nacht. mit einem leichten wind um die nase und schwingend im abendlicht ist auch sehnsucht erlaubt. So brach sanft der samstag an, an dem wir eine tour geplant hatten, für die wir allerdings vorerst nach san vicente fahren mussten, was circa eine halbe stunde im bus enfernt liegt. wir kamen viel zu spät aber ein taxi, ein guide und eine engländerin erwarteten uns als wir vom pickup sprungen. dann fuhren wir zu einem fluss um mit dem kanu die nahegeliegene insel zu erreichen. diese nennt sich isla del corazón wobei der name auf ihre form zurückzuführen ist. die fahrt dorthin war sonnig und nass, genau die richtige kombination für die küste, ich genieße alle bootsfahrten und die in ecuador besonders. das spezielle der insel sind wohl die mangroven und die fischreyer, die zu massen dort leben. wir haben gelernt, dass man ihr alter bzw. geschlecht an der farbe ihrer brust erkennt. die männchen haben einen roten, luftballonähnlichen sack unter dem schnabel, der die weibchen anlocken soll. sie leben polygam und führen beziehungen mit bis zu vier weibchen parallel. wir fuhren durch einen pflanzentunnel, der sich schnell als mosquitohölle enttarnte und mich in den wahnsinn trieb. außerdem gab es ein ritual, bei dem wir den stiel einer mangrove senkrecht in den schlamm fallen lassen mussten. blieb er stecken wird eine neue mangrove dort wachsen, soweit das verspechen des guides. also gibt es jetzt eine mangrove namens nikka auf der herzinsel. nach dem trip wollten wir in bahia, das nahe san vicente liegt, geld holen. keine große sache eigentlich, doch keiner der automaten funktionierte und nach vielen nervenaureibenden stunden mussten wir es schließlich aufgeben und mit unseren letzten centamos nach canoa zurückfahren. wir hatten also kein geld und umso rihiger war auch der samstag abend, ohne essen oder trinken. Fazit war ein ausgesehnter und schöner strandspaziergang in die dunkelheit hinein und früh schlafen gehen, um am nächsten tag fit für die suche nach geld zu sein. der letzte urlaubstag, der sonntag, begann also mit hektik und angst sodass ich so früh wie möglich mit den tatsächlich letzten cents nach san vicente fuhr, von dort aus allerdings nach bahia laufen musste, um eventuell noch geld für die rückfahrt zu behalten. aber es war ein schöner spaziergang, circa eine stunde, eine halbe davon über die große brücke, die die beiden sympathischen küstenstädte verbindet. dort angekommen kämpfte ich direkt mit den sturen geldautomaten, die es sich alle zur aufgabe gemacht hatten meine karte zu diskriminieren. dann versuchte ich es ein letztes mal und plötzlich...kam geld raus, obwohl ich es zuvor mehr als oft probiert hatte. jedenfalls hatten wir wieder geld, konnten endlich etwas essen und dann doch noch ein bisschen entspannte zeit am wasser verbringen, dachten wir. es gab nur noch die herausforderung tickets für den nachtbus nach quito zu besorgen, denn wir hatten montag früh unterricht. also fuhren wir wieder nach bahia und fragten, bettelten und baten...ohne erfolg bis ein freundlicher junger mann im busterminal seine zauberkräfte zeigte und uns plötzlich doch noch zwei tickets verkaufen konnte. erst dann gab es entwarnung und wir konnten das erste mal wieder durchatmen...viertel vor zehn namen wir unsere plätze auf der letzten bank im nachtbus ein und ich schlief nicht, weil es viel zu heiß und stickig war. morgens um fünf erreichten wir wieder quitumbe und ich konnte gerade noch ein zwei stündchen schlafen bis ich arbeiten musste. dieser canoa urlaub war einer der stressigsten bisher an der küste aber es gab auch viel zu lachen, galgenhumor wirkt manchmal wunder. dennoch habe ich es genossen ein vorerst letztes mal dort gewesen zu sein.

Freitag, 8. Juli 2011

ganz-schön-schön


zwei tage cuenca und es hat mich verzaubert. cuenca ist die drittgrößte stadt ecuadors und liegt südlich von quito. dieses juwel wird auch das athen ecuadors genannt und gilt als eine der schönsten städte des landes. zu recht! cuenca war die letzte stadt, die mir auf meiner besichtigungswunschliste noch fehlte und nicht fehlen durfte.
so sind wir am letzten freitag abend gegen zehn in den nachtbus richtung süden gestiegen und hatten eine achtstündige fahrt vor uns. der bus war für ecuadorianische verhältnisse tatsächlich als comfortabel zu beschreiben: breite sitze, großzügige lehnen, dichte fenster und ein getränk gratis, nur die ruppige busbegleiterin weckte den gesamten bis hin und wieder mit einem beherzten knallen der fahrerhäuschentür. dennoch schlief ich nicht viel, wie immer auf busfahrten, denn ich präferiere musik und aus dem fenster schauen, sofern ich die gelegenheit habe am fenster zu sitzen. nebenbei lief ein film, der aber wie immer sämtliches niveau ausser acht ließ. gegen fünf uhr morgens erreichten wir cuenca und es war kalt, nass und wir waren mehr als übernächtigt. ein nicht übermässig freundlicher taxifahrer brachte uns zu einem hostel, dass allerdings keine betten mehr frei hatte. daraufhin fuhr er uns zu einem anderen und knöpfte uns noch einmal drei doller für gefühlte fünfhundert meter ab. das hotel wirkte kalt und veraltet aber wir hatten keine wahl und nach beinahe neun monaten südamerika haben sich meine ansprüche auch deutlich reduziert. der sichtlich verschlafene rezeptionist, der hinter dem tresen sein eigenes bett hatte, führte uns zu unserem zimmer und informierte uns über die frühstückszeiten. das zimmer war eiskalt, die einrichtung vor vielen jahre sicherlich einmal luxoriös und der teppich rot. ich wurde bis zum morgen nicht mehr warm und eigentlich das ganze wochendene über nicht. das klima erinnerte an quito, also wie an einem frischen frühlingstag wenn die sonne nicht gerade intensiv scheint.
es regnete die ganze nacht und nach wenigen stunden schlaf schleppten wir uns runter zum frühstück und bestaunten das ostige ambiente. das hotel americano schien einmal ein sehr angesehenes hotel gewesen zu sein, vermutlich in den siebziger jahren. das frühstück war überraschend gut und wir waren gestärkt um eine neue stadt zu erkunden. glücklicherweise hörte es schnell auf zu regnen. also schlenderten wir mit dem reiseführer durch die stadt, vorbei an kirchen, plätzen und cafés. erstes highlight war ein bücherstand vor der kirche santo domingo wo ich herrliche märchenbücher auf spanisch erstand. nächster halt waren die historischen kathedralen. la catedral vieja beherbergt die ältste orgel ecuadors und wurde 1557 begonnen während la nueva catedral wegen diverser erdbeben nie fertig gestellt wurde. zu sehen gab es innen viel gold, platz und prunk, sowie immer wieder ein und ausgehende besucher, die scheinbar wie zwischendurch zum beten kamen, während des einkaufsbummels oder nach dem mittagessen. später machten wir uns mit den restlichen historischen teilen der stadt bekannt und besuchten eines der zahlreichen museen und ließen uns von der geschichte der inkas und sämtlicher handwerkskunst durch die gänge treiben. was mich immer wieder an museen in ecuador und speziell an inkamuseen fasziniert, ist die tatsache, dass man, im gegensatz zu deutschen ausstellungen, darstellungen einer lebensweise sieht, die heute noch so leben. was ich versucht habe umständlich auszudrücken ist, dass teile der ecuadorianischen kulturen heute noch genauso leben wie zu zeiten der inkas. insofern sind die puppen, die meerschweinchen über feuer braten, traditionelle kleidung nähen und nichts mit der westlichen welt gemein haben eine originalgetreue abbildung einer lebensweise, die heute immer noch existiert. anschließend aßen wir in der wunderbar, ein von einem schweizer betriebenes restaurant in dem es aber nicht nur schweizer küche gibt. nach einem spaziergang am fluss fanden wir uns im park vor der kathedrale wieder und warteten auf unseren stadtführungsbus, der nach einbruch der dunkelheit eintraf. also sprangen wir auf und ließen uns wie echte touristen durch die stadt fahren, begleitet von einer beinahe unverständlichen stimme aus dem lautsprecher, die alles entscheidende zu den jeweiligen gebäuden erklärte. wenn auch die ein oder andere tatsache ob der akustischen schwierigkeiten verhüllt blieb, war es doch eine tolle fahrt oben auf dem bus und wir konnten die wichtigsten teile der stadt noch einmal aus einer anderen perspektive sehen. gelegentlich wurden alle gebeten die köpfe wegen der stromkabel ainzuziehen oder diversen bäumen auszuweichen. ziel war eine hoch gelegene kirche mit einem fabelhaften blick aufs nächtliche cuenca. die rückfahrt war windig und kalt doch wir wärmten uns später in einem kleinen cafe wieder auf bevor wir in unser eiskaltes hostel zurück mussten.
am nächsten morgen frühstückten wir in einem cafe woraufhin ich zwei stunden magenschmerzen hatte, doch das ist ja beinahe alltag in ecuador. später schlenderten wir über einen markt und ich kaufte mir eine zweite reisetasche für diverse mitbringsel. er heißt jan, hat ein unglaubliches fassungsvermögen und ist mir sofort ans herz gewachsen. nach diesem glücklichen geschäft sind wir mit dem bus ins circa dreißig minuten entfernte gualaceo gefahren, dass, gemäß des reiseführers, bekannt ist für seine märkte. es war herrlicher sonnenschein und dort angekommen, stießen wir auf einen großen marktplatz mit unendlich vielen ständen frischen gemüses und allerhand eindrucksvollen farben. nachdem wir uns an einem kleinen brunnen ein wenig ausruhten und die stimmung der stadt versuchten aufzusaugen wollten wir nun die berühmten märkte finden. leider wusste niemand, den wir fragten, was wir suchten und viele schickten uns zu einer überdachten fresshölle im herzen der kleinstadt. später schickte uns jemand zu einem nahegelegenen fluss und wir waren voller hoffnung doch der versprochene indigenen markt erwies sich als kleiner touristischer laden mit wenig authentischem flair. so gaben wir es auf, verbrachten einige zeit am fluss und kehrten in die innenstadt zurück. unsere letzte amtshandlung in gualaceo war etwas, dass man in ecuador wohl einmal probiert haben muss, nämlich das nationalgericht cuy. was in deutschen haushalten geliebtes haustier, gilt in ecuador als delikatesse: das meerschweinchen. also kauften wir ein, frisch über offenem feuer gebratenes, tierchen und hatten es im ganzen auf einem teller. resumierend muss ich zugeben, dass es eine überwindung war etwas davon zu essen. der geschmack ist schwer zu beschreiben, es ist eine mischung zwischen huhn und pute, nur würziger und fester. fest steht, dass es nicht zu meinen favoriten der ecuadorianischen küche gehört aber nach einer so langen zeit hier musste ich das nationalgericht ja wenigstens einmal probieren. während unserer beschäftigung mit dem cuy kam eine alte frau und bat uns um ein geschenk, den kopf des tieres. wir wissen nicht, was sie damit anstellte, doch erfüllten ihr die ungewöhnliche bitte. scheinbar hatte uns eine andere frau von einem stand schon länger beobachtet und wunk mich plötzlich zu sich um mir einen teller mit frischem fleisch zu überreichen. ich konnte nicht ablehnen und wir mussten es wohl essen, obwohl wir skeptisch waren. schließlich muss man, was essen betrifft hier immer vorsichtig sein, aber gastfreundschaft? sie war wirklich sehr liebenswert und brachte uns kurz darauf reis und ein nicht identifizierbares heißes getränk. wir aßen soviel wir konnten um nicht unhöflich zu sein doch wohl war uns bei der sache allen nicht zumal wir ja gerade eben erst dieses tier gegessen hatten von de auch niemand wusste wie gesund das war. so sind wir mit einem unruhigen gefühl im magen zurück nach cuenca gefahren. mein aboluter höhepunkt auf dieser fahrt war ein plötzlich auftauchendes huhn, dass sich oben in der gepäckablage versteckt hielt und scheinbar seinen mittgchlaf beendet hatte. es hüpfte auf die köpfe zweier mitreisender und versetzte den bus für minuten in aufregung. das ist ecuador! in cuenca warteten wir eine stunde auf unseren bus und fuhren am abend wieder in die nacht hinein, wobei es kurz nach fahrtantritt noch eine passkontrolle gab. gegen fünf kamen wir im morgentlichen quito an und fielen quasi direkt in unsere betten.
cuenca hat bei mir einen warmen eindruck hinterlassen. die stadt hat eine sehr angenehme atmosphäre und ist zudem wunderschön. die menschen sind zurückhaltend ohne verschlossen zu wirken. ich bin froh dort gewesen zu sein.

Donnerstag, 23. Juni 2011

neblig-tierisch-neu


das vergangenen wochenende nutzte ich um dem schönen baños zum vierten und letzten mal buenas dias und adios zu sagen. leider hatten wir arbeitsbedingt nur knappe zwei tage und eine nacht aber dafür mehr als genug vor. wir fuhren am samstag sehr früh nach quitumbe (der busstation des grauens, denn es gibt beinahe jedes mal unfälle in der nähe) und platzierten uns auf sitz 5 und 6 im nicht allzu überfüllten bus richtung banos. wie immer gab es viel zu sehen auf der fahrt: saftige berge, rennende kinder, bunte früchte, schmutzige straßenhunde, lachende und traurige gesichter, millionen farben und viel mehr faszinierendes. circa dreieinhalb stunden später erreichten wir die straßen von banos und zum vierten mal erschien die ankunft beinahe vertraut für mich. aber jedes mal neu beeindruckend und schön sehen sind die zahllosen zuckerrohrstände, die sich in reihe und glied jeden tag aufbauen, um in massen das gleiche zu verkaufen. es sind ohne übertreibung sicherlich fünfzehn stände in einer straße, die identisch aussehen. ich frage mich wer soviel süßes und zuckerrrohr jemals essen kann, doch auch die verkäufer selbst kauen stets auf einer stange herum. also scheint es alle zu werden. ebenso auffällig sind die vielen arbeiter in den abgelegenen straßen, die die riesen zuckerrohrstangen schneiden und zum verkauf vorbereiten. gleich nach verlassen des busses machten wir uns auf den weg zum besten hostel von baños, denn es hat die besten betten auf denen ich je in südamerika geschlafen habe, es ist sauber, super günstig, hat einen fabelhaften ausblick auf die dächer und sehr zentral. also checkten wir ein und verließen es sogleich wieder um eine runde durch die schöne stadt zu schlendern, baños verliert auch nach mehreren aufenthalten nicht seinen charme, im gegenteil. wir strichen um die schmuckstände und kleinen geschäfte, die größtenteils für touristen da sind. danach fuhren wir mit dem taxi zum mir bereits bekannten wasserfall circa eine viertel stunde von der innenstadt entfernt um tarabita zu fahren. tarabita ist eine art käfig, in den maximal zehn abenteuerlustige leute passen. dieser käfig fährt, an einem drahtseil befestigt über einen der größten wasserfälle. mag sein, dass ich das in einem früheren post alles schon einmal erklärt habe. nichts desto trotz war es wieder ein großer spaß über den wasserfall zu gleiten. später besichtigten wir noch den stadteigenen wasserfall und einige kleinere sehenswürdigkeiten bevor wir eine vulkantour für den abend buchten. um neun ging in einem chiva bus los. der hier und in kolumbien sehr beliebte chiva bus ist durch viele leute und laute musik gekennzeichnet. ziel war der, unter anderem aus diversen schlagzeilen, berühmte tungurahua, einer der immer noch aktiven vulkane ecuadors. in regelmäßigen abständen ließt man von spontanen evakuierungen, doch aus sicherer quelle wissen wir, dass viele schlagzeilen nur heiße luft sind. dennoch ist der tungurahua seit november 2010 unumstritten aktiv und und befindet sich in einer eruptiven phase. grund genug um sich die sache einmal aus der nähe anzuschauen. vor allem nachts, denn die hoffnung auf aussicht auf einen rot glühend sprühenden vulkan trieb uns. zur großen enttäuschung aller beteiligten gab es oben angekommen weder einen glühenden vulkan, noch baños bei nacht zu sehn. nur nebel, nebel und zusätzlich sehr viel nebel, gewürzt mit klirrender kälte. dennoch war die stimmung heiter, denn die situation hatte durchaus etwas komödiantisches. hunderte menschen am fusse eines aktiven vulkans und es gibt wirklich rein gar nichts zu sehen, alle starten in den dichten nebel. anschließend gab es ein feuer mit unterhaltungskünstlern und wir waren gegen elf sehr froh wieder in der stadt zu sein, wo es zwar unwesentlich aber wenigstens ein wenig wärmer war. so endete tag eins.
tag zwei begann gemütlich und anschließend entschlossen mit einer kleinen wanderung zum zoo. dort angekommen streiften wir durch verwinkelte wege und sahen: einen großen schwarzen bär, zwei condor, riesen schildkröten, tiger, affen, flamingos, allerhand fliegendes, schlangen, fische und viele andere tiere. es war ein stundenprojekt und ich war am ende sehr erschöpft vom vielen staunen und tiere grüßen. am frühen nachmittag waren wir wieder zurück in der innenstadt und gönnte uns zum abschluss noch einen stadtbummel, um einige typische kleinigkeiten zu kaufen. und plötzlich war es fünf uhr und wir mussten in den bus steigen, der uns nach quito brachte. ich verabschiedete mich von baños und vielleicht war es nicht das letzte mal. wir kamen erst spät in quito an weil wir selbstverständlich in einen endlos dauernden stau gerieten, der uns stunden kostete. ich bin sehr froh baños vier mal besuchte zu haben und jedes mal aus einer neuen perspektive.

Sonntag, 12. Juni 2011

bewerben-ausspannen-entdecken


kaum angekommen begann plötzlich schon der mai und mit ihm der ecuadorianische sommer. nach einem verregneten april begleitete uns täglich freundlicher sonnenschein und hitze. as wetter in ecuador ist zwar generell nicht von extremen geprägt, meist ist das wetter ähnlich, dich der mai war anders, oder vielleicht einfach der april. jedenfalls war es wunderschön und ich genoss es in vollen zügen sooft es mein stundenplan zuließ. am ersten mai waren wir in otavalo auf dem indigenen markt um ein weiteres mal viel zu viel geld für geschenke auszugeben. außerdem verbrachten wir nachmittage in unserem lieblingscafé juan valdez, wo es genug internet für alle und guten tee gibt. im mai beschloss ich auch einen spanischkurs zu beginnen, um meine kenntnisse bis zur abreise zu verbessern und zu festigen, denn praxis ist nach wie vor ein problem, wenn man den ganzen tag deutsch und englisch unterrichtet. einen tag und eine nacht im mai waren wir auch alle zusammen in baños, doch es regnete unaufhörlich und beinahe sämtliche lokale und restaurants waren am samstag abend aufgrund eines gesetztes (an wahltagen darf weder alkohol verkauft noch konsumiert werden) geschlossen, sodass wir nicht viel vom schönen baños hatten ausser regen und stille, doch nächste woche werden wir einen neuen versuch starten. die wochen bis ende mai verbrachte ich damit meine berwerbungen für deutschland zu organisieren, zu arbeiten und ein verhältnismäßig ruhiges leben in cumbaya zu führen. ich bin in ein eigenes zimmer gezogen und fühle mich sehr wohl nach sechs monaten doppelzimmer, auch wenn das die folge von aylins abreise war, was nicht leicht ist. ich habe nun einen wunderschönen blick auf quito, auf die gonzales suarez, die mir schon richtig ans herz gewachsen ist, weil sie jeden tag anders aussieht- mal klar- mal nebelverhangen- mal wie unsichtbar. das letzte mai wochenende fuhren wir noch einmal für zwei nächste an die küste. ursprünglich wollten wir die wenige zeit in atacames verbringen, doch schon nach einer stunde hatten wir genug von lärm, party und menschenmassen sodass wir einige kilometer zurück fuhren um in pedernales zu stranden. pedernales ist nur circa vier stunden von quito entfernt und ein sehr angenehm ruhiges küstenstädtchen mit bescheidenen strandbars und wenig überzogenen touristenattraktionen. genau genommen gibt es in pedernales überhaupt nichts touristisches. es ist ein ort wo ecuadorianer urlaub machen und die tage waren sehr angenehm, ganz ohne trubel und übertriebenen zirkus. die zeit verflog und der mai endete so wie er begonnen hatte, mit viel sonne.

der juni ist noch nicht alt. am letzten wochenende waren wir in der lagune quilotoa, für mich das zweite mal doch nicht minder eindrucksvoll. es war traumwetter und die lagune war nicht so nebelverhangen wie beim letzten mal im januar. weiterhin sind wir dabei neue seiten quitos zu entdecken und es funktioniert. wir nutzen unsere unterrichtsfreie zeit, um dieser unberechenbaren stadt noch näher zu kommen und mehr über sie zu erfahren. meine zeit ist knapp und sie darf nicht verschwendet werden. ansonsten gibt es noch viel arbeit, denn es ist der monat vor den großen sommerferien und alle schüler leiden unter dem druck der bevorstehenden prüfungen was für mich arbeit bedeutet aber es ist mir nach wie vor eine große freude zu unterrichten. nebenbei rückt meine abreise näher und ich schwanke oft zwischen vorfreude und der frage wie ich dieses land überhaupt verlassen kann in dem ich die wichtigste zeit meines lebens verbrachte und verbringe. ich versuche zu planen und mich dadurch auf deutschland einzustellen, denn immer hin ist es das, was wir deutschen ja so gerne machen. die nächsten wochen sind grob geplant und ich gebe alles um soviel neues mitzunehmen wie möglich ist.

tief-hoch-rund


es ist ruhig geworden. was allerdings nicht bedeutet, dass nichts passiert ist. durchaus gibt es etwas zu erzählen, denn es ist beinahe zwei monate her seitdem ich entschieden habe zu bleiben, was ich übrigens noch immer kein stückchen bereue. kurz nach meiner entscheidung sind wir erst einmal in den urlaub gefahren, in meinen vermeintlich letzten urlaub...nach peru. ich muss vorwegnehmen, dass wir mit peru einige schwierigkeiten hatten und leider bis zum schluss nicht ganz warm geworden sind. schon auf der verregneten hinreise an einem freitag gegen 21:00 uhr war uns nicht ganz wohl in einen sichtlich kaputten bus zu steigen und schon nach zwanzig minuten blieben wir noch in quito liegen. wir hatten also eine waschechte panne am späten abend in einer unsicheren gegend quitos, die uns zwei stunden kostete. nachdem wir diesen ungewollten stop also überstanden hatten, konnten wir endlich kurs auf peru aufnehmen und verbrachten die nacht also mit wenig beinfreiheit, wie das eben so ist, im bus. ab morgen gab es viel zu sehen aus den nassen fenstern des buses. die landschaft erinnerte an die ecuadorianische küste und die kräftigsten farben der welt überschlugen sich. eine gans begleitete uns im bus und unterhielt die fahrgäste mit geschichten aus ihrem leben. gegen mittag erreichten wir nach über vierzehn stunden die grenzstadt zwischen ecuador und peru, um alle notwendigen dinge zu regeln und einzureisen. als wir unsere papiere vorbildlich vorgezeigt und abstempeln haben lassen, war der bus weg. wir wissen bis heute nicht was passiert war aber sicher war, dass wir irgendwie nach peru kommen wollten. also fanden wir schnell zwei mototaxis mit hilfsbereiten aber nicht ganz vertrauenswürdig erscheinenden peruanern, die uns zur grenze bringen sollten. vorerst mussten wir allerdings geld holen und wechseln sowie andere diverse organisatorische dinge regeln bevor wir einreisen konnten. die beiden jungen herren halfen uns großzügig nicht nur dabei sondern begleiteten uns außerdem zu einer geldwechselstelle wo man uns natürlich unverfroren übers ohr haute, was wir hätten sicher verhindern können aber zwei mädels mit abenteuerlust sind eben manchmal leichtsinnig. als wir dann endlich peru betraten fuhr kein bus mehr in die stadt, die unser eigentliches ziel war und wir mussten wohl oder übel ein taxt nehmen, dass uns weiteres unnötiges geld kostete. schließlich kamen wir gegen nachmittag in mancora an. die kleine küstenstadt ist berühmt für einen besonders schönen strand und leider auch allerlei toursiten aber wir sind ja ohne zweifel auch welche von ihnen. wir fanden das billigste hostel der welt mit allem was wir brauchten udn bezahlten umgerechnet nicht einmal vier dollar dafür. das war also eine der guten dinge in mancora. der strand war tatsächlich wunderschön und wir verbrachten den ersten sonnenuntergang mit den füssen im sand mit blick aufs peruanische wasser. es war auch am abend noch unglaublich heiß und wir streiften durch die kleinen strassen vorbei an schmuckständen und touristenfallen. die erste nacht war lang und streckenweise unangenehm, denn als zwei junge europäische frauen waren wir offenbar interessant aber wurden gleichzeitig mit wenig respekt und distanz behandelt. schnell fühlten wir uns wie freiwild und hatten das gefühl wir müssen uns in acht nehmen. beinahe keinen schritt konnten wir gehen ohne unmoralische und unverschämte angebote oder sogar befehle zu bekommen. diese form von respektlosigkeit habe ich so in den vielen monaten, die ich hier lebe, noch nicht erfahren und wir fühlte uns mehr als unsicher. so verstrichen die wenigen tage in peru ein wenig auf wackeligen beinen und immer mit einem blick über die schulter. ich habe schlussendlich kein tief schlechtes bild von peru, dazu kenne ich es kaum, nur haben wir einige wirklich unangenehme erfahrungen gemacht, die mit peru verbunden sind doch ich bin mir sicher, dass peru ein wunderschönes und sehenswertes land ist. eines tages möchte ich zurückkehren und gute erfahrungen machen.

und als wir wieder ecuadorianischen boden betraten waren wir heilfroh und hatten noch einige tage um ostern am ecuadorianische meer zu verbringen. obligatorisch fuhren wir nach montañita, den ort unserer träume und verbrachten wunderschöne tage ganz nach unserem geschmack. außerdem bereisten wir noch zwei, bisher von uns unentdeckte, orte. wir machten einen tagesausflug nach salinas, dass viel ruhiger und größer ist als montañita. es ist eine stadt an der küste mit hochhäusern und hauptstraßen. am tag unserer abreise fuhren wir über manta, eine der größten küstenstädte ecuadors in der wir einen wunderschönen letzten tag in der sonne verbrachten bevor wir eine lange heimreise antraten. kurz vor mindo kamen wir in einen stau, der nicht enden wollte und es war bereits spät am abend. so entschieden wir uns in mindo einen stop zu machen und zu abend zu essen. danach war es schon nach zehn und wir versuchten erneut schnell nach quito zu kommen doch der post-ostern-stau hielt an sodass wir erst gegen zwei uhr nachts quito erreichten. so endeten beinahe zehn tage urlaub mit höhen, tiefen und vielen wertvollen erfahrungen sowie erinnerungen, die bleiben werden und alles wieder rund machen.

Donnerstag, 14. April 2011

nachdenken-entscheiden-bleiben


direkt nach meiner anreise in quito stand eine wichtige entscheidung an. die sprachschule verliert von heute auf morgen zwei ihrer lehrer und so wurde ich inständig gebeten zu bleiben, weil ich dringend gebraucht werde. dazu kommt, dass ich ohnehin mit dem gedanken spielte länger hier zu leben und so fügte sich alles so wie es offenbar sein soll.
ALSO WERDE ICH BLEIBEN... drei monate länger, um mehr zu lernen, mehr zu sehen, mehr zu leben und hoffentlich mit noch mehr guten erfahrungen und erlebnissen im juli nach deutschland zurückkehren. es war keine leichte entscheidung und ich musste eine nacht darüber schlafen aber mein bauchgefühl war schnell eindeutig...ich muss diese chance wahrnehmen länger in einem land zu leben, dass mir so sehr ans herz gewachsen ist. ich bleibe ecuador noch ein bisschen erhalten und weiß, dass es sehr gut sein wird! ¡viva la ecuador!